
E-Commerce Boom im Winter
Dieses Weihnachtsgeschäft wird vermutlich einen Rekord brechen. Paketdienste liefern mehr Sendungen aus als je zuvor. Von rund 120 Millionen Zustellungen geht das Logistikunternehmen Hermes im 4. Quartal aus. Auch kleinere Konkurrenten wie GLS erwarten neue Rekordmengen durch gestiegene Online-Bestellungen. Ein Treiber für das Online-Geschäft könnte die Corona-Pandemie sein. Beim Online-Shopping bestehen weder Infektionsrisiko noch Maskenpflicht. Während des Lockdowns im Frühjahr verbuchte der Online-Handel jedoch auch Einbußen. Der Kleidungskauf ging beispielsweise um 35 % zurück (Zeit: Aus dem Netz ins Haus). Andere Branchen wie Lebensmittel- und Medikamentenhandel haben profitiert (+56 %, + 88%).
Unabhängig von Corona lässt sich eine Verschiebung Richtung E-Commerce beobachten. Dies kommt den Paketdiensten zu Gute. Ein Nachteil: Die großen Liefermengen müssen gehändelt werden. Die Logistik benötigt genügend Arbeitskräfte, damit es z. B. nicht zu Paketstaus kommt. Vor allem für die Weihnachtszeit und die Retourenwelle Anfang 2021 wird dringend ausreichend Personal benötigt.
Aushilfe in der Logistik
21 Millionen Pakete pro Tag erwarten die Zusteller als Tageshöchstwert in der Weihnachtssaison. Zur Bewältigung der Paketfluten werden rund 30.000 zusätzliche Arbeitskräfte beschäftigt. Zeitarbeitskräfte können unterstützen, um Auftragsspitzen abzufedern. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter im Winter häufiger erkranken. Der flexible Personaleinsatz über Personalvermittler oder Zeitarbeitsfirmen entlastet die Stammbelegschaft in arbeitsintensiven Zeiten. Zeitarbeitsfirmen verfügen in der Regel über einen großen Mitarbeiterpool und Recruiting-Spezialisten. Ihre Mitarbeiter weisen vielfältige Qualifikationen auf, etwa im Bereich Lagerlogistik, Warenverräumung oder Verwaltung. Das heißt: Unternehmen können Personal für die Bereiche nachfragen, wo es benötigt wird.
Einzelhandel: gemischte Aussichten
Trotz Corona-Pandemie erwartet der Einzelhandel diesen Winter steigende Umsätze. Rund 104 Milliarden Euro geben die Deutschen schätzungsweise für Geschenke aus – das ist mehr als im Vorjahr. Pro Kopf betragen die Ausgaben Schätzungen zufolge rund 245 Euro. Davon profitiert vor allem der Online-Handel mit einer Umsatzsteigerung um 19 % auf 17,5 Milliarden Euro (RND: Handel geht trotz Corona von gutem Weihnachtsgeschäft aus). Die Geschäfte in den Innenstädten werden vermutlich Einbußen erfahren. Laut HDE-Umfrage wollen 53 % der Befragten wegen Corona seltener „analoge“ Weihnachtseinkäufe tätigen. 44 % wollen verstärkt online shoppen (Zeit: Düstere Zeiten für die Innenstädte). Laut Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland könnten bis zu 50.000 Geschäfte existenzgefährdet sein. Betroffen sind besonders Bekleidungsgeschäfte. Viele Branchen erzielen zur Weihnachtszeit einen Großteil ihres Jahresumsatzes. Buchhandlungen etwa machen ein Viertel ihres Jahresumsatzes im November und Dezember (Tagesspiegel: Das Corona-Weihnachtsgeschäft treibt die Spaltung des Handels auf die Spitze). Die Schmuck-, Kosmetik- und Spielwarenbranche erwirtschaften normalerweise über ein Fünftel ihres Umsatzes in den Wintermonaten. Mit guten Geschäften rechnen derzeit vor allem Supermärkte, Baumärkte und Möbelhändler. Ggf. gibt es hier Aushilfebedarf.
Harter Winter für Gastronomie- und Eventbranche
Corona hat vielen Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Für die Gastronomie- und Eventbranche sind die Wintermonate eigentlich eine hohe Umsatzquelle. Weihnachtsessen mit Familie oder Betrieb fallen aus oder finden in kleinem Rahmen statt. In diesem Jahr hat die Gastronomiebranche aufgrund von Corona bereits starke Einbußen erlebt. Im Zuge des „Teil-Lockdowns“ im November mussten Restaurants schließen bzw. auf Liefer- oder Abholservice umstellen. Ggf. werden hier Auslieferungsfahrer benötigt. Einige Gastronomiebetriebe kooperieren mit Lieferdiensten wie Lieferando. Im Dezember erwartet die Branche deutlich weniger Umsatz als normalerweise. Ein Problem: Im Winter lassen sich Außenflächen (ohne eine Armee an Heizstrahlern) kaum nutzen. Gerade in Corona-Zeiten sitzen einige Kunden lieber an der frischen Luft. Restaurantgänge werden auf Kleingruppen reduziert. Saison- oder Zeitarbeitsarbeitskräfte finden im Winter 2020 entsprechend weniger Einsatzmöglichkeiten in der Gastronomie- und Eventbranche (z. B. auf Silvesterpartys). Auch in sonst boomenden Wintersportgebieten (sprich: in der Tourismusbranche) wird es wohl weniger Einsätze geben.
Rechtliches zur Saisonarbeit
Die Saisonarbeit ist ein befristetes Arbeitsverhältnis, das i. d. R. versicherungs- und beitragsfrei ist. Damit Letzteres zutrifft, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:
- Die Tätigkeit dauert nicht länger als 3 Monate bei einer 5-Tage-Woche
- Sie dauert maximal 70 Arbeitstage bei weniger als 5 Tagen Einsatz pro Woche
- Die Beschäftigung wird nicht berufsmäßig ausgeübt (die Saisonkraft geht einer anderen Beschäftigung zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts nach)
In der Zeitarbeit hingegen sind Zeitarbeitskräfte über einen i. d. R. unbefristeten Arbeitsvertrag bei einem Personaldienstleister oder einer Zeitarbeitsfirma angestellt. Sie finden Einsatz in Einsatzunternehmen (bei Kunden), die z. B. aufgrund von Auftragsspitzen Personal benötigen.
Noch mehr Trends und Themen aus der Zeitarbeitsbranche behandeln wir in unserem Newsletter.
Fazit
In der Corona-Weihnachtssaison sehen die Einsatzmöglichkeiten für Zeitarbeitskräfte und Saisonarbeiter etwas anders aus. Im Einzelhandel in den Innenstädten, in der Gastronomie und in der Eventbranche werden die Einsätze voraussichtlich knapper. Ggf. gibt es alternative Konzepte (etwa Lieferdienste für Restaurants), die Einsatzmöglichkeiten bieten. In der Logistik wird es vermutlich einen hohen Personalbedarf geben. Dazu gehören auch verknüpfte Bereiche wie Warenverräumung oder Verwaltung. Der Trend zum Online-Shopping verleiht der Lieferbranche einen zusätzlichen Boom. Gute Umsätze erwarten auch Supermärkte, Baumärkte oder Möbelhändler, die ggf. zusätzliche Arbeitskräfte benötigen könnten.
Quelle Foto: © sonyachny / Adobe Stock
