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06.02.2019 Alle Artikel

Interview mit einem syrischen Flüchtling

Mohamed aus Syrien spricht über seine Flucht & neue Heimat

Seit 2011 tobt in Syrien der Bürgerkrieg. Millionen Einwohner sind ständigen Menschenrechtsverletzungen und lebensunwürdigen Bedingungen ausgesetzt. Und wo der Tod den Alltag diktiert, da ist die Flucht oft der einzige Ausweg – wenn auch ein langer und gefährlicher. Seit Beginn des Krieges haben rund 5,4 Millionen Menschen das Land verlassen (Stand November 2017). Mohamed al Saleh ist einer der 890.000 Geflüchteten, die auf der Suche nach einem besseren Leben allein im Jahr 2015 nach Deutschland kamen. Die Flucht des 23-jährigen Syrers dauerte über einen Monat und führte ihn über die Balkanroute. Ein Weg, auf dem viele Gefahren lauern. So berichteten rund 76 % der vom MSF („Medecins sans Frontiers“) interviewten Minderjährigen von Gewalt durch staatliche Autoritäten, der sie während ihrer Flucht ausgesetzt waren. Außerdem verweigern illegale Push-Backs den Schutzsuchenden oftmals den Zugang zu einem Asylverfahren. Zurückweisungen und Misshandlungen sind trauriger Grenzalltag. Und dennoch: Mohamed gelingt die Flucht. 2015 betritt er erstmals deutschen Boden. Ohne seine Familie, ohne Arbeit und ohne Freunde. Seine Eltern und Geschwister musste er in Syrien zurücklassen – die Angst um sie ist sein ständiger Begleiter.

Drei Jahre später: Mohamed lebt jetzt in einem Fünfttausend-Seelen-Ort bei Recklinghausen und hat seine eigene kleine Wohnung. Viele ehrenamtliche Anwohner kümmern sich um den Neuankömmling und helfen ihm über bürokratische Hürden und alltägliche Stolpersteine hinweg. Der 23-Jährige ist Auszubildender bei einem IT-Unternehmen, schwärmt von der Arbeit mit Hardware und engagiert sich beim DLRG. Hier hat Mohamed Freunde gefunden, auch in der Berufsschule und in seinem Ausbildungsbetrieb wurde er mit offenen Armen empfangen. Die Sehnsucht nach seiner Familie? Natürlich groß. Er vermisst einfach „alles“ an seiner Heimat und sein größter Wunsch ist es, seine Familie so schnell wie möglich wiederzusehen. Trotzdem hat Mohamed es geschafft, Fuß zu fassen in einer fremden Kultur. Er hat nicht nur acht physische Grenzen überquert, sondern auch die erste sprachliche Barriere hinter sich gelassen. Im Interview betont der Auszubildende, dass ihm vor allem seine Arbeit dabei geholfen hat, unsere Sprache zu lernen und zumindest ein Stück weit hier anzukommen.

prosoft im Gespräch mit dem syrischen Flüchtling Mohamed

prosoft: Seit wann bist du in Deutschland?

Mohamed: „Ich lebe jetzt seit drei Jahren hier in Deutschland.“

prosoft: Warum bist du geflüchtet und bist du alleine gekommen?

Mohamed: „Ich bin vor dem Krieg geflüchtet – vor Assads Regime. Es ist seit Jahren lebensgefährlich, sich in Syrien aufzuhalten. Leider kam ich damals allein…“

prosoft: Wie lange hat die Flucht gedauert?

Mohamed: „Meine Flucht hat über einen Monat gedauert. Ich bin über die Balkanroute gekommen – über die Türkei nach Deutschland.“

prosoft: Hast du Familie? Wo ist sie?

Mohamed: „Ja, ich habe eine Familie: Meine Eltern, eine Schwester und einen Bruder. Leider leben sie alle noch in Syrien.“

prosoft: Was vermisst du an deiner Heimat?

Mohamed: „An meiner Heimat vermisse ich einfach alles. Vor allem natürlich meine Familie und auch meine Freunde fehlen mir sehr.“

prosoft: Denkst du manchmal daran, in dein Heimatland zurückzugehen?

Mohamed: „Ja, immer. Aber solange es in Syrien weder Demokratie noch Freiheit gibt, kann ich nicht zurück.“

prosoft: Was war dein erster Eindruck von Deutschland/Deutschen?

Mohamed: „In Deutschland habe ich mich nach langer Zeit endlich wieder sicher gefühlt.“

prosoft: Was magst du/magst du nicht an Deutschland?

Mohamed: „Ich mag Demokratie. Bürokratie mag ich dagegen gar nicht.“

prosoft: Hast du Probleme wegen deiner Religion?

Mohamed: „Nein, bis jetzt hatte ich wegen meiner Religion absolut keine Probleme.“

prosoft: Auf welche Schwierigkeiten stößt du im Alltag?

Mohamed: „Schwierigkeiten habe ich größtenteils wegen der Sprache.“

prosoft: Was bedeutet es für dich, eine Ausbildung machen zu können?

Mohamed: „Eine Ausbildung zu haben bedeuten für mich, dass ich später die Chance auf einen guten Beruf habe.“

prosoft: Was macht dir an deiner Arbeit besonders viel Spaß?

Mohamed: „Ich mag die Arbeit mit Hardware.“

prosoft: Inwiefern hilft die dir Ausbildung dabei, dich in Deutschland einzuleben?

Mohamed: „Die Ausbildung hilft mir dabei, mein Deutsch zu verbessern. Außerdem lerne ich, wie man sich in einer Firma angemessen benimmt – zum Beispiel, dass Pünktlichkeit wichtig ist.“

prosoft: Gibt es jemanden, der dir im Betrieb zur Seite steht?

Mohamed: „Ja, einfach alle.“

prosoft: Was sind deine Wünsche/Ziele für die Zukunft?

Mohamed: „Ich möchte in Zukunft einen guten Job haben und genug Geld verdienen.“

prosoft: Hast du hier schon Freunde gefunden?

Mohamed: „Ja, ich bin seit einem Jahr bei der DLRG. Da habe ich Freunde gefunden, auch im Betrieb und in der Schule.“

prosoft: Wenn du dir etwas wünschen dürfest, was wäre das?

Mohamed: „ich möchte endlich meine Familie wiedersehen.“

Fazit

Nach ihrer Flucht ist der Weg in die Arbeit die nächste große Hürde für Neuankömmlinge – die in den vergangenen Jahren allerdings deutlich niedriger geworden ist. Geflüchteten wird die Integration in den Arbeitsmarkt heute wesentlich leichter gemacht, als noch vor einigen Jahren. So kann ein Job früher angetreten werden, es gibt mehr Integrationskurse und Arbeitsmaßnahmen sind ebenfalls ausgebaut worden. Im September 2018 waren 280.000 Flüchtlinge sozialversicherungspflichtig beschäftigt – ein wichtiger erster Schritt in Richtung gelungene Integration. Hier sollten Unternehmen insbesondere vor dem Hintergrund des massiven Fachkräftemangels anknüpfen. Auf diese Weise können beide Seiten ihrer schwierigen Ausgangslage etwas Positives abgewinnen.

Sie sind Arbeitgeber und möchten Geflüchteten die Chance geben, hierzulande beruflich Fuß zu fassen? Alle Infos, Anträge und wichtige Aspekte haben wir für Sie in unserem Blogbeitrag „Erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen“ zusammengefasst. Auch unsere neue Seminarreihe „Vielfalt als Erfolgsfaktor: Erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen“ widmet sich diesem Thema und gibt Unternehmen das nötige Rüstzeug mit auf den Weg zu mehr Diversität.

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